Geschichte der Pfarrkirche Mariae Geburt Rottenbuch

Historisches Juwel: Entdecken Sie die Geschichte der Pfarrkirche Mariae Geburt Rottenbuch

Die Pfarrkirche Mariae Geburt in Rottenbuch ist täglich zwischen 8.00 und 19.00 Uhr geöffnet. (© Pfarrkirche)

Seit fast 1000 Jahren ist die Pfarrkirche Mariae Geburt das Herz von Rottenbuch

Die ehemalige Stiftskirche und heutige Pfarrkirche Mariä Geburt ist das wertvollste Kulturdenkmal Rottenbuchs. Seit über 900 Jahren schlägt hier das Herz des Dorfes. Der Glaube unserer Heimat verdichtet sich an diesem Ort, der seit 1000 Jahren weitergetragen wird und selbst die Ereignisse der Säkularisation konnten ihn nicht zum Erlöschen bringen. Die Kirche ist unser Erbe – sowohl das der Rottenbucher als auch aller Gläubigen.

Unsere alten Dome und Klosterkirchen sind nicht nur Geschichtsdenkmäler und Kunstsammlungen, sondern vor allem Zeugen christlichen Glaubens und Betens. Die Menschen, von denen sie einst gebaut und geschmückt wurden, sind zwar schon längst in das große Schweigen eingegangen; doch diese Steine und Bilder reden noch durch Jahrhunderte weiter.
Jakob Mois: Die Stiftskirche Rottenbuch, München 2000
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Video-Rundgang durch die Pfarrkirche Mariae Geburt in Rottenbuch

Die Geschichte der Rottenbucher Klosterkirche

Die Historie der Pfarrkirche Mariae Geburt ist eng mit der des Augustinerchorherrenstiftes Rottenbuch (“Raitenbuch”, abgeleitet von Buchenrodung) verknüpft. Die Gründung von Rottenbuch erfolgte durch die schwäbischen Welfen. “Raitenbuch” entstand möglicherweise in der Mitte des 10. Jahrhunderts durch die Verlegung des Eticho-Klosters im Ammergau und entwickelte sich zu einer welfischen Siedlung, deren Marienkirche später als “Altenmünster” bekannt war.

Erstmals wurde Rottenbuch im Jahr 1073 urkundlich erwähnt. Damals statteten Herzog Welf I. von Bayern und seine zweite Gemahlin Judith von Flandern die die kleine klösterliche Rodungssiedlung “Raitenbuch” mit Gütern aus.

Der Bischof Altmann von Passau verstärkte die Gemeinschaft durch die Aufnahme von Augustiner-Chorherren aus Sankt Nikola. Aufgrund der frühen Umsetzung der gregorianischen Reformen wurde Rottenbuch bald zum Modellkloster. Im Investiturstreit zwischen Kaiser Heinrich IV. und Papst Gregor VII. stand Rottenbuch fest auf der Seite des Papstes.

Deckenfresko in der Pfarrkirche Mariae Geburt in Rottenbuch. (© Pfarrkirche)

Das Chorherrenstift Rottenbuch wurde 1090 unter den Schutz Roms gestellt, indem es die “Libertas Romana” erhielt. Dies geschah, nachdem der welfische Klostergründer zuvor auf seine grundherrlichen Rechte verzichtet hatte. Rottenbuch konnte daraufhin weitere Chorherrenstifte in Berchtesgaden (1102), Baumburg (1107) und Diessen (1114) gründen und besiedeln.

Jakob Mois schreibt über die Entwicklung des Klosters im 11. und 12. Jahrhundert : “So entstand hier unter welfischem Schutz, im Investiturstreit […] eine Zufluchtsstätte für kirchentreue Bischöfe und Kleriker, und in kurzer Zeit wurde Rottenbuch ‘der Pflanzgarten’ des neuen Ordens der Augustiner-Chorherren in Süddeutschland mit wachsendem Einfluss darüber hinaus.”

Wie Mois weiter ausführt, sei die bestehende Kirche bald zu klein für das wachsende Kloster geworden: “Durch dieses starke Aufblühen bot die überkommene Marienkirche – später ‘Altenmünster genannt’ für die Gottesdienste nicht mehr genügend Raum, weshalb ein neues ‘Groß-Münster’ (Monastaerium majus) notwendig wurde.”

Kurz nach der Gründung des Stifts (westlich des “Altenmünsters”) begann der Bau der imposanten Stiftskirche, eine kreuzförmige Basilika mit einem frei stehenden Glockenturm. Es gibt keine genauen Aufzeichnungen mehr über die Bauphasen und die Weihe der Kirche. Es aber wird angenommen, dass im Zeitraum zwischen 1085 und 1125 der Bau der beeindruckenden romanischen Basilika mit Querschiff stattfand, deren Grundriss bis heute in der bestehenden Pfarrkirche Mariae Geburt fortbesteht.

Ein Modell des Klosters Rottenbuch.

Das Patrozinium der neu erbauten Stiftskirche in Rottenbuch ist erneut Mariä Geburt (8. September), diesmal ergänzt um die Nebenpatrone Petrus und Paulus (Festtag Peter und Paul am 29. Juni).

Brände und Zerstörungen

Ein Brand im Kloster zwischen 1262 und 1265 führte teilweise zur Zerstörung der Stiftskirche, für deren Wiederaufbau Bischof Landulph von Brixen im Jahr 1298 einen Ablass gewährte. Im Jahr 1322 wurde die Kirche erneut durch einen Brand beschädigt. Glücklicherweise unterstützte Kaiser Ludwig der Bayer den Wiederaufbau der Kirche. Die Weihe von drei Altären in der Vorhalle ist für das Jahr 1345 dokumentiert.

Renovierung der Klosterkirche im 15. Jahrhundert.

In der späteren Hälfte des 15. Jahrhunderts erfolgte eine vollständige Umgestaltung der romanischen Stiftskirche. Der im Jahr 1419 eingestürzte Kirchturm wurde im Jahr 1439 unter Propst Georg Neumayr (1431 – 1472) wiederaufgebaut.

Während dessen Amtszeit renoveiret ein Baumeister namens Meister Hansen den Chor und die Querschiffskapellen. Teile der romanischen Kirche wurden integriert und mit Kreuzrippengewölben versehen. Anschließend wurde das Langhaus unter Verwendung des bestehenden Baumaterials ebenfalls neu errichtet (1477). Die Ausstattung wurde in den letzten beiden Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts abgeschlossen.

Die Mutterergottesfigur in der Rottenbucher Kirche

Die Muttergottesfigur des spätgotischen Hochaltars, ein Werk des Meisters der Blutenburger Apostel von 1480, ist erhalten geblieben. Sie befindet sich heute am Augustinusaltar der Pfarrkirche und ist nicht nur aufgrund ihres hohen künstlerischen Rangs, sondern auch aufgrund ihrer würdevollen Ausstrahlung ein viel verehrtes Gnadenbild für alle, die Maria zu ihrer Fürsprecherin bei Gott gewählt haben.

Die Kirche präsentiert sich heute als dreischiffige, kreuzförmige Basilika mit freistehendem Glockenturm. Sie vereint den romanischen Grundriss mit gotischen architektonischen Proportionen. Im Inneren wurde die Stiftskirche dem Rokoko angepasst und umgestaltet.

Die Kirche als lebendiges Zeugnis der Geschichte Rottenbuchs

Die Stiftskirche Mariä Geburt ist ein lebendiges Zeugnis der Geschichte Rottenbuchs, da jede Epoche ihre Spuren darin hinterlassen hat. Aber selten sieht man die kunstgeschichtlichen Epochen Romanik, Gotik und Rokoko so harmonisch vereint wie in der Rottenbucher Kirche.

Musizierende Engel in der Rottenbucher Pfarrkirche Mariae Geburt.

Wichtige Persönlichkeiten, die an der Gestaltung der Pfarrkirche Mariae Geburt beteiligte waren

Entscheidend für das heutige Erscheinungsbild der Pfarrkirche Mariae Geburt waren die Umgestaltungsmaßnahmen unter den Pröpsten Patritius Oswald (1700-1740) und Clemens Prasser (1740-1770). Die Künstler stammten hauptsächlich aus der Region und wurden nach dem Motto ausgewählt: “Wenn Kunst für das Volk, dann auch Künstler aus dem Volk!”

Gedenktafel für Propst Patritius Oswald in der Rottenbucher Pfarrkirche Mariae Geburt.

Sie waren alle Meister ihres Fachs. Joseph Schmuzer und sein begabter Sohn Franz Xaver aus Wessobrunn waren verantwortlich für die architektonische Planung, Ausführung und Stuckarbeiten.

Die Fresken stammen alle von Matthäus Günther aus Hohenpeißenberg, den die Chorherren von Rottenbuch bereits seit seiner Zeit als Ministrant kannten und gefördert hatten.

Fresko mit der Bekehrung des Augustinus (von Matthäus Günther) in der Pfarrkirche Mariae Geburt in Rottenbuch.  (© Pfarrkirche)

Franz Xaver Schmädl aus Weilheim erhielt den Auftrag als Bildhauer und gestaltete die Altäre.

Die Steinmetzarbeiten und Fußbodenverlegung wurden von Anton Sturm aus Füssen übernommen, der auch den wunderschönen Taufstein schuf.

Die Orgeln wurden von Balthasar Freiwiß aus Aitrang gebaut.

Georg Pröbstl aus Böbing und Georg Fischer aus Schönberg fertigten die Beichtstühle und Kirchenbänke.

Der Hochaltar der Pfarrkirche Mariae Geburt in Rottenbuch

Der Hochaltar in der Pfarrkirche Mariae Geburt ist eine der großartigsten Schöpfungen von Franz Xaver Schmädl: Er zeigt uns anhand der Geburt Mariens die Gnade, die Gott über diese Welt ausgießt. Der thronende Gott Vater schenkt das Leben, und da kein Leben ohne ihn sein kann, ist jeder Mensch von Gott gewollt. Wir alle sind Wunschkinder Gottes.

Der Hochaltar in der Pfarrkirche Mariae Geburt in Rottenbuch. (© Pfarrkirche)

Der Kunsthistoriker Hugo Schnell beschreibt den Hochaltar wie folgt:

“Am Hochaltar (von Schmädl) wird die ganz seltene Darstellung gezeigt (Plastik), wie von Gottvater das Kind Maria ausgeht und zu ihren heiligen Eltern kommt. Die Symbole in den Händen der Engel versinnbildlichen die Antiphon:
‘Wer ist jene, die hervorgeht wie die aufgehende Morgenröte, schön wie der Mond, auserlesen wie die Sonne, furchtbar wie ein geordnetes Kriegsheer?’

Ein Engel rechts oben weist auf die Perle in der geöffneten Muschel hin: als Symbol der wunderbaren Empfängnis Mariens. Über den beiden Durchgängen, auf denen seit 1977 wieder die Reliquienschreine der Heiligen Primus und Felizian stehen, die lebensvollen Gestalten der Nebenpatrone St. Peter u. Paul, am schönen Tabernakel die drei göttlichen Tugenden.” (Hugo Schnell, Rottenbuch, Kunstführer Nr. 8(von 1934), 34. Auflage 1989)

Die Apostel Petrus (links) und Paulus (rechts) am Hochaltar der Pfarrkirche Mariae Geburt in Rottenbuch. (© Pfarrkirche)

Nahaufnahme: Die Apostel Petrus (links) und Paulus (rechts) am Hochaltar.

Die Fresken in der Pfarrkiche Mariae Geburt Rottenbuch

Die Taufe des Heiligen Augustinus durch den Heiligen Ambrosius am Osterfest des Jahres 387. (© Pfarrkirche)

Die Fresken in der Pfarrkirche Mariae Geburt möchten zur Verherrlichung Gottes beitragen und ein Stück des Himmels auf dieser Erde sichtbar machen. Der Freskenzyklus von Matthäus Günther erzählt in 20 Bildern entscheidende Stationen aus dem Leben des Heiligen Augustinus. Sein Lebensweg wird uns als der Weg seiner Seele zu Gott vorgestellt. Augustinus ist ein suchender Mensch, dessen ganzes Leben auf ein Ziel ausgerichtet ist: Jesus Christus. Im Tod, als Übergang zu Gott, findet seine Sehnsucht ihre Erfüllung.

Chronik der Renovierung der Pfarrkirche Mariae Geburt

  • 1712/13: Kirchengestühl und Beichtstühle
  • 1716: hochbarocker Stephanusaltar
  • 1737: 28.03. Beginn der Arbeiten zur Neugestaltung der Stiftskirche
  • 1739: Fertigstellung von Chor und Querschiff
  • 1740: 03.09. Tod von Propst Patritius Oswald sein Nachfolger Propst Clemens Prassersetzt das Werk fort
  • 1741: Sommer Beginn der Arbeiten am Langhaus
Engel an der Kanzel in der Stiftskirche Mariae Geburt in Rottenbuch. (© Pfarrkirche)

Weitere Fertigstellungen:

  • 1743 Kanzel
  • 1744 Stuck und Fresken im Langhaus / Bekrönung über dem Chorgestühl
  • 1745 Taufstein mit Rokokogitter
  • 1745/45 sechs Seitenaltäre im Langhaus
  • 1746/48 Orgel und Chororgel in der Vierung
  • 1749/52 Hochaltar
  • 1758 Johannesaltar im südlichen Querschiffarm
  • 1777 neue Vorhalle mit Katharinenkapelle
Gedenktafel für Propst Clemens Prasser in der Pfarrkirche Rottenbuch. (© Pfarrkirche)

Die Gesamtkosten für die Umbaumaßnahmen der Pfarrkirche in den Jahren 1741 bis 1757 betrugen 15.288 fl. Diese Kosten wurden ausschließlich vom Kloster getragen, das bis an die Grenze seiner finanziellen Belastbarkeit ging, ohne von den Hofmarksuntertanen eine zusätzliche Abgabe oder gar Frondienste zu verlangen.

Das Kloster Rottenbuch zu seiner Blütezeit. Engel an der Kanzel in der Stiftskirche Mariae Geburt in Rottenbuch. (© Pfarrkirche)

Die Kirche Mariae Geburt in der Säkularisation

Im Jahr 1803 verlor die Stiftskirche im Zuge der Säkularisation ihre Position als Klosterkirche mit der Aufhebung des Augustinerchorherrenstiftes. Gemäß dem Wunsch des Aufhebungskommissars sollte sie abgerissen werden. Die Bevölkerung von Rottenbuch und die ehemaligen Chorherren, unter der Führung von Propst Herkulan Schwaiger (1798-1803), setzten sich erfolgreich dafür ein, diese barbarische Zerstörung zu stoppen.

Am 23. Oktober 1803 wurde per höchstem Reskript entschieden, dass aufgrund der hervorragenden Bauweise die Klosterkirche zur Pfarrkirche werden sollte.

So konnte gerade noch das Schlimmste verhindert werden.

Die Klosteranlage Rottenbuch im Jahr 1803. (© Pfarrkirche)

Der Aufhebungskommissar versuchte dennoch, die Seitenschiffe abzureißen und nur das Mittelschiff stehen zu lassen.

Der kostbare Silberschatz der Kirche war bereits in den Jahren 1797 bis 1801 konfisziert und abtransportiert worden.

Nach dem 28. März 1803 versteigerte die Aufhebungskommission wertvolle Kirchenschätze wie Kreuze, Kelche, Monstranzen, Reliquienbehälter und prächtige Ornate vor Ort zu niedrigen Preisen oder ließ sie sofort nach München bringen. Geistliche aus Tirol erwarben die hochverehrten Reliquien des Hochaltars und der Seitenaltäre für ihre eigenen Kirchen.

Die Pfarrkirche Rottenbuch heute

Von 1961 bis 1963 erfolgte eine umfangreiche Restaurierung der Kirche sowohl im Innen- als auch im Außenbereich. Die Renovierung des Innenraums und der Ausstattung wurde unter Anweisung des Landesamtes vom Kirchenmaler H. Mayrhofer durchgeführt. Der Kunstmaler A. Dasser reinigte und restaurierte die Fresken.

Ab dem Jahr 2021 wurde die Freywiß-Orgel der Kirche in Rottenbuch von der Firma Johannes Klais Orgelbau in den Zustand von 1783 zurückversetzt. An Pfingsten im Jahr 2022 fand die feierliche Einweihung der Orgel durch Nikola Eterović, den Apostolischen Nuntius in Deutschland, statt.

Der thronende Gott Vater schenkt das Leben

und weil ohne ihn kein Leben sein kann

ist jeder Mensch von Gott gewollt.

Wir alle sind Wunschkinder Gottes.

Nehmen sie diese Botschaft der Rottenbucher Kirche Mariä Geburt in sich auf.

Nur wenn Sie diese Raumschöpfung als Gotteshaus, nicht als Museum, auf sich wirken lassen, werden Sie die Pracht und die Schönheit dieser Kirche verstehen und als Glaubensverkündigung begreifen können.

Nehmen Sie sich die Zeit für ein Gebet, dann wird unsere Kirche auch

Ihnen zum Geschenk – wie so vielen Menschen im Lauf der Jahrhunderte

Albrecht Bögle, Rottenbuch